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Zeckenkrankheiten

Na, wer von euch hatte noch keine Zecke dieses Jahr?

Mein guter Freund Balu ist vor einigen Jahren wegen einem dieser Mistviecher gestorben, deshalb versuche ich jedes Jahr aufs neue zu erklären, warum es so wichtig ist vor Zecken zu schützen.

 

Das hier sind die Krankheiten, die Zecken übertragen können:


Borreliose

Neben der Zeckenausgelösten Hirnhautentzündung ist sie das Schreckgespenst der Menschen. Borreliose ist nicht nett, dauert lange in der Behandlung, bleibt manchmal dauerhaft und will man einfach nicht haben. Aber ein Trost bleibt: unsere Hunde und Katzen infizieren sich deutlich seltener mit Borrelien als wir Menschen. Sie scheinen einfach nicht der passende Wirt zu sein.

 

Borrelien sind kleine schraubenförmige Bakterien, welche über den Zeckenbiss aus der Zecke in die Blutbahn gelangen. Die Übertragung findet in der Regel etwa 8 Stunden nach dem Biss statt, wenn die Zecke schon fast satt ist. Sie können aber auch übertragen werden wenn man die Zecke unsachgemäß entfernt (Alkohol, Sekundenkleber, Herausdrehen…) und sich die Zecke dann übergibt, denn die Borrelien leben im Zeckendarm. Im Säugetierkörper sorgen sie erst für eine Immunreaktion (die bekannte Wanderröte und grippeähnliche Symptome) und können es sich dann in unterschiedlichen Geweben bequem machen und dort für Ärger sorgen, z.B. in den Gelenken oder Nerven. Dort sind sie dann auch schwer von Antibiotika zu erreichen, weshalb man meist bei Verdacht auf eine Borrelieninfektion direkt eine sechswöchige Antibiotikakur verordnet um eine Einnistung zu verhindern.

 

Gegen Bakterien kann man übrigens nicht wirklich impfen.


FSME oder Frühsommermeningoenzephalitis

Ein schwieriger Name für eine böse Erkrankung. Dabei sorgt ein durch die Zecke übertragener Virus für eine Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns selbst mit teilweise üblen Folgen. Gegen diesen Virus kann man impfen was oft als „Zeckenimpfung“ genannt wird. Fälschlicherweise glauben viele dann, dass sie oder ihr Tier gegen Zecken geschützt seien. FSME spielt bei unseren Tieren auch keine so große Rolle wie bei uns Menschen.


Ehrlichiose oder Zeckenfieber

Diese Bakterien befallen die weißen Blutkörperchen des Tieres und zerstören so das Immunsystem. Die Übertragung hier kann schon nach wenigen Stunden des Saugens stattfinden. Das Tier bildet danach viele Antikörper, die jedoch keinen Schutz mehr bieten und stattdessen die Konsistenz des Blutes verdicken. Die Symptome sind sehr unspezifisch und setzen meist ca. 3 Wochen nach dem Biss ein. Dabei kommt es erst zu Fieber und Schnupfensymptomen, Nasenbluten, Erbrechen und zentralnervösen Symptomen. Diese Phase dauert oft 2 bis 4 Wochen und kann dann in eine Symptomlose Phase umgeben, welche Jahre dauern kann. Dem schließt ein chronisches Stadium mit Blutungen, Abgeschlagenheit, Anämie, Gelenkerkrankungen und Hirnhautentzündungen mit den entsprechenden Symptomen an.
Auch hier wird mit einer zweiwöchigen Antibiotikatherapie behandelt.


Babesiose (Hundemalaria)

Babesien sind kleine Einzeller welche sich in die roten Blutkörperchen setzen und diese zerstören. Sie sind das Schreckgespenst der Hundehalter, denn eine Infektion mit ihnen verläuft oft binnen Tagen tödlich. Erst wirkt das Tier nur Abgeschlagen und Krank und bekommt hohes Fieber. Dann folgt Blutarmut und Gelbsucht, Bauchwassersucht und Schleimhautentzündungen, manchmal folgen auch zentralnervöse Symptome wie epileptische Anfälle und Lähmungen. Unbehandelt endet eine Babesiose mit Leber- und Nierenversagen. Sehr selten zeigt das Tier auch gar keine Symptome, diese Verlaufsform endet schon binnen ein bis zwei Tagen tödlich.

 

Babesien werden oft erst 48-72 Stunden nach dem Biss übertragen. Bei dem bloßen Verdacht werden Antiprotozoika (Einzeller abtötende Medikamente) eingesetzt. Manchmal kann auch eine Bluttransfusion zusätzlich helfen.

 

Man kann gegen Babesien impfen, die Impfung schützt jedoch nicht sondern mildert nur die Erkrankung ab. In Deutschland ist der Impfstoff nicht erhältlich und er muss halbjährlich gesondert von anderen Impfstoffen gegeben werden. Aktuell wird der Einsatz vom BPT nicht empfohlen.

 

Wenn euer Tier im Sommer also plötzlich schwer krank wird, habt bitte immer eine Babesiose im Hinterkopf. Noch ist sie selten aber mit zunehmender Zeckenpopulation immer mehr auf dem Vormarsch und viele Tierärzte haben sie noch nicht unbedingt direkt auf dem Schirm.


Hepatozoonose

Sie wird ebenfalls durch Einzeller namens Hepatozoon ausgelöst. Sie werden übrigens nicht durch den Biss selbst übertragen, sondern erst, wenn das Tier sich die Zecke selbst entfernt und dabei zerbeißt. Hepatozoon befallen ebenfalls die weißen Blutkörperchen aber auch die „Haut“zellen vieler innerer Organe, der Muskulatur und des Knochenmarks. Dadurch entstehen eitrige Entzündungen. Die Symptome sind sehr unspezifisch, je nachdem wo die Hepatozoon eingewandert sind. So kann es im Darm zu blutigen Durchfällen führen, in der Muskulatur und Steifigkeit, Überempfindlichkeit, Muskelentzündungen und Muskelschwund. Bei jungen Hunden ist oft das Skelett betroffen. Die Inkubationszeit liegt bei 2-4 Wochen und oft zeigen sich erst Fieberschübe und Gewichtsabnahme. Man kann eine Hepatozoonose nicht ausheilen, sondern nur mit bestimmten Antiprotozoika in Schach halten.


Der Beste Schutz vor einem Zeckenbiss und das regelmäßige Absuchen und Absammeln von Zecken nach Spaziergängen oder Toben im Garten. Und mal ganz ehrlich: So jedes Mal so richtig durchgekrabbelt zu werden ist doch echt toll :)

In Gedenken an Balu <3

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