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Impfen - Was man wissen sollte.

Das Thema impfen begegnet mir auch immer wieder in der Praxis. Gegen was, wann, wie oft? Fragen über Fragen und hier kommen ein paar Antworten.

 



Wogegen? - Die Krankheiten

Hund / Katze / Beide

 

Staupe

 

Die klassischen Symptome einer Staupeinfektion sind Nasenausfluss, tränende Augen, Lungenentzündung, Erbrechen, Durchfall und Fieberschübe. Dazu kann eine Hyperkeratose der Sohlen und des Nasenspiegels kommen, das bedeutet, dass diese Körperstellen stark verhornen, was auch nicht reversibel ist. Der Virus kann sich aber auch im zentralen Nervensystem ausbreiten und dort Nerven zerstören, was zu Bewegungsstörungen und Lähmungen führt.

 

Staupeviren sind den menschlichen Masernviren sehr ähnlich und hier besteht nach einer guten Grundimmunisierung in der Regel ein lebenslanger Impfschutz (ein Menschenleben wohlgemerkt). Studien haben zudem bewiesen, dass auch der Staupeimpfschutz mindestens 7 Jahre hält (länger wurde nicht untersucht), vermutlich gilt aber auch hier, dass die Tiere ein Hundelebenlang immun sind.

 

Aktuell werden in den Jülicher Wäldern wieder vermehrt Staupe infizierte Füchse gefunden, weshalb die Hunde einen guten Schutz haben sollten.

 

 

Hepatitis

 

Ist eine durch Adenoviren übertragene und ansteckende Leberentzündung die mit Fieber, Erbrechen, Durchfall, Blutungen und neurologischen Störungen einhergehen kann. Übertragen wird sie vor allem durch Kontakt mit infiziertem Urin. In den USA wurde ein mindestens neunjähriger Impfschutz belegt.

 

 

Parvovirose / Katzenseuche (Panleukopenie)

 

Findet man vor allem bei jungen ungeschützten Tieren, z.B. aus dem Tierschutz. Die Übertragung findet über den Kot statt und geht mit Fieber, blutigem Durchfall, gestörtem Allgemeinbefinden und Erbrechen einher. Sie kann auch tödlich enden, aber ein Impfschutz von mindestens 7 Jahren wurde in Studien schon festgestellt. Bei Katzen oft sogar lebenslang.

 

 

Tollwut

 

Ist hochansteckend und endet immer tödlich, dazu kommt, dass ein ungeimpftes Tier bei Verdacht getötet werden muss, denn eine Diagnosebestätigung kann nur durch eine Untersuchung des Hirngewebes stattfinden. Deutschland ist zwar tollwutfrei, es besteht jedoch ein geringes Risiko, dass die Tollwut über Wild- und importierte Tiere wieder eingeschleppt wird. Ein Impfschutz besteht nach erfolgreicher Grundimmunisierung häufig lebenslang. Für viele Veranstaltungen und Reisen ins Ausland ist eine aktuelle Tollwutimpfung Pflicht. Es gibt Impfstoffe mit dreijähriger Gültigkeit!

 

 

Zwingerhusten

 

Ist wie der Name schon sagt eine Erkrankung der unteren Atemwege welche über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Hierbei handelt es sich um eine Komplexinfektion, das bedeutet, dass es mehrere Erreger gibt. Man kann aber nur gegen einzelne davon impfen, sodass eine Impfung einen Ausbruch nicht verhindern aber abmildern kann. In der Regel heilt Zwingerhusten aber auch von alleine aus.

 

 

Katzenschnupfen

 

Katzenschnupfen ist eine Erkrankung der oberen Atemwege welche über eine Tröpfcheninfektion ausgelöst wird. Dabei kann die Entzündung soweit fortschreiten, dass das Nasengewebe und sogar die Augen zerstört werden, was zur Erblindung führen kann. Hierbei handelt es sich um eine Komplexinfektion, das bedeutet, dass es mehrere Erreger gibt. Man kann aber nur gegen einzelne davon impfen, sodass eine Impfung einen Ausbruch nicht immer verhindern aber abmildern kann. Katzenschnupfen kann lebenslange Folgen haben.

 

 

Leptospirose

 

Leptospiren sind Bakterien welche über den Urin ausgeschieden werden, so kann eine Infektion über Kontakt zu Urin von Nagetieren oder Rindern stattfinden. Die Tiere fressen schlecht, leiden unter Erbrechen und Fieber, einer Magen-Darmentzündung mit blutigem Durchfall, Muskelzuckungen, erschwerte Atmung und hin und wieder Gelbsucht. Unterschiedliche Bakterienstämme befallen auch unterschiedliche Organe, so kann eine Leptospirose die Leber oder die Nieren schädigen. 10% der erkrankten Tiere versterben.
Eine Leptospiroseimpfung sollte dennoch gut abgewogen werden, denn da der Impfstoff aus den ganzen Bakterien hergestellt wird, sind Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen nicht selten. Dazu kommt, dass von den 200 auslösenden Bakterienstämmen nur 4 durch eine Impfung abgedeckt werden und die Impfung jährlich wiederholt werden muss.

 

 

Borreliose

 

Auch hier gilt, dass nur gegen einen von verschiedenen bakteriellen Erregern geschützt wird und auch hier der Impfstoff aus den Bakterien hergestellt wurde und so starke Nebenwirkungen haben kann. Zudem erkranken Hunde nicht so schnell an Borreliose. Besser ist hier ein prophylaktischer Zeckenschutz.

 

 

Leukose / feline Leukämie (FeLV)

 

Leukose wird häufig über den Speichel infizierter Tiere übertragen, z.B. bei der Benutzung der gleichen Futternäpfe. Es bildet sich das maligne Lymphom, dabei handelt es sich um eine Erkrankung der weißen Blutzellen. Diese geht häufig mit einer Blutarmut und einer verminderten Anzahl an weißen Blutkörperchen einher. Die Prognosen sind sehr individuell. Ein Impfschutz besteht häufig lebenslang.

 

 

FIP – Feline infektiöse Peritonitis – felines Coronavirus

 

FIP ist hochansteckend und wird durch ein Coronavirus (FcoV) ausgelöst, dieses führt zu einer Entzündung des Bauchfells. Das Virus ist zunächst ungefährlich und viele Katzen sind FIP-positiv und Virusausscheider. Gefährlich wird das Coronavirus erst, wenn es in einen FIP-Virus mutiert, das erfolgt im Darm des infizierten Tieres und kann auch erst Jahre nach der Infektion oder nie passieren. Offenbar ist der Immunstatus des Tieres mit verantwortlich für die Mutation des Virus, so mutiert er erst bei gestörtem Immunsystem. FIP gibt es in zwei Formen. Bei der feuchten Form bildet sich Sekret in den Körperhöhlen (Symptome: Bauchwassersucht, Pleuraerguss mit Atemnot), bei der trockenen Form bilden sich Knötchen auf den Organen (Symptome: je nach dem wo sich die Knötchen bilden: Gelbsucht, Augenerkrankungen, Hauterkrankungen, Blutarmut, neurologische Erscheinungen wie Lähmungen oder Krämpfe). Eine Impfung bietet keinen 100%igen Schutz.

 


Was wird geimpft?

SHP

 

  • Staupe
  • Hepatitis
  • Parvovirose

 

SA2P

 

  • Staupe
  • Adenovisrus 2 (Hepatitis)
  • Parvovirose

 

SHPPi

 

  • Staupe
  • Hepatitis
  • Parvovirose
  • Parainfluenza (Zwingerhusten)

 

SHPPi/L,

  • Staupe
  • Hepatitis
  • Parvovirose
  • Parainfluenza (Zwingerhusten)
  •  Leptospirose

 

SA2PPi/L

 

  • Staupe
  • Adenovisrus 2 (Hepatitis)
  • Parvovirose
  • Parainfluenza (Zwingerhusten)
  •  Leptospirose

 

DHPPi/L

 

  • Distemper = Staupe
  • Hepatitis
  • Parvovirose
  • Parainfluenza (Zwingerhusten)
  •  Leptospirose

 

RCP

 

  • Rhinotracheitisvirus (Katzenschnupfen)
  • Calicivirus (Katzenseuche)
  •  Parvovirus (Katzenseuche)

 

Tollwut

 

Staupe

 

Parvovirose (Katzenseuche)

 

Hepatitis

 

A2 = Adenovirus 2

 

PI = Parainfluenza

 

FeLV = Leukose

 

R = Rhinotracheitis (Katzenschnupfen)

 

C = Caliviviren (Katzenschnupfen)

 

Ch/ Chlam = Clamydien (Katzenschnupfen)

 

Leptospirose

 

B.b = Bordetella bronchiseptica (Zwingerhusten/Katzenschnupfen)

 


Wie oft wird geimpft?

Häufig wird jährlich geimpft, obwohl der Impfstandart für Staupe, Parvovirose, Katzenseuche, Leukose, Tollwut und Hepatitis eine Nachimpfung nach drei Jahren empfiehlt (seit 2006!). Leptospirose, Zwingerhusten und Katzenschnupfen müssen jährlich nachgeimpft werden. Borreliose wird halbjährlich geimpft.

 

 

 

Warum so oft?

 

Viele Hersteller empfehlen für ihre Impfungen die jährliche Impfung. Das hat jedoch keine wirktechnischen, sondern lediglich betriebswirtschaftliche Gründe. Im humanen Sektor wäre dies undenkbar. Es gibt jedoch die meisten Impfungen auch mit ausgezeichneter dreijähriger Dauer, sodass sich der Tierarzt in seiner Dokumentation gegenüber den Ämtern und der Tierärztekammer absichern kann. Achten Sie daher bei der Impfstoffwahl darauf einen mit ausgewiesener dreijähriger Wirksamkeit zu wählen.

 

Die jährliche Impfung ist häufig das einzige Mal im Jahr, dass Tierärzte ihre Patienten für einen Check-up zu Gesicht bekommen. Auch dies ist manchmal, neben den betriebswirtschaftlichen (überraschend wenig Tierärzte denken übrigens wirklich effektiv betriebswirtschaftlich, auch wenn das oft unterstellt wird 😉), ein Grund dafür, dass von ihrem Tierarzt auf die jährliche Impfung bestanden wird.

 


Was ist denn nun wirklich empfehlenswert?

Vollständige Grundimmunisierung in den ersten Monaten:

 

  • Staupe
  •  Parvovirose / Katzenseuche
  •  Hepatitis
  •  Leukose
  • Katzenschnupfen
  • Tollwut

 

Bei einer Grundimmunisierung werden die Hundewelpen im Alter von 8-9 Wochen und dann alle 3-4 Wochen bis zum Alter von 16 Wochen geimpft. Tollwurt wird erst im Alter von 12 Wochen geimpft. Mit 15 Monaten wird der Hund dann nochmals nachgeimpft, womit die Grundimmunisierung abgeschlossen ist und braucht auch nie wieder wiederholt werden.

 

Bei Katzen wird ab der 9 Lebenswoche geimpft, ebenfalls zwei mal jeweils 3-4 Wochen später aufgefrischt und ab der 16. Woche kommen Tollwut und Leukose hinzu. Leukose wird dann wiederrum nach 3-4 Wochen nochmals aufgefrischt. Mit einem Jahr kann die Leukose nochmals nachgeimpft werden.

 

 

 

Jährliche Auffrischung

 

  • Leptospirose bei Bedarf
  • Katzenschnupfen bei Bedarf

 

Dreijährliche Auffrischung

 

  • Tollwut, wenn das Tier auf Messen, Turniere oder mit in den Urlaub ins Ausland soll.

 

 

Gar keine Nachimpfung

 

  • Zwingerhusten
  • Katzenschnupfen
  • Leptospirose (individuell abwägen!)
  •  FIP (individuell abwägen, evtl Tinterkontrolle)

 


Und im Zweifel?

Weiß man nicht, ob der Impfschutz ausreicht, kann man dies mit einer Titerkontrolle prüfen. Dabei wird untersucht wie hoch der Antikörperspiegel gegen die gewählte Krankheit ist.

 

Jedoch ist die Beurteilung nicht immer einfach, denn der Titer ist nur nach einer Impfung meist kurzfristig erhöht und fällt dann wieder auf ein normales Niveau.

 

Das bedeutet, dass ein Tier mit hohem Titer gegen die entsprechende Krankheit geschützt ist, jedoch umgekehrt nicht, dass es das nicht ist, wenn der Titer nicht hoch ist.

 

 

Ist der Antikörpertiter hoch, kann sich das Tier nicht infizieren, denn die Antigene (Erreger) werden sofort erkannt und unschädlich gemacht. Ist der Titer normal, hat das Immunsystem jedoch die Erkrankung in seinen Gedächtniszellen abgespeichert, kann sich das Tier infizieren, bildet jedoch sofort Antikörper sodass es nicht zu einer Erkrankung kommt. Nach so einer stummen Infektion und Immunreaktion wäre der Titer in der Kontrolle dann ebenfalls hoch.

 

 

Aus diesem Grund macht ein Titertest auch nicht immer Sinn, dennoch lässt sich mit ihm oft ein Impfschutz über die Empfehlung der Hersteller hinaus nachweisen. Titerkontrollen zeigen oft einen genügend hohen Titer über mindestens 7 Jahre nach Impfung hinweg.

 


Warum sollte man vorsichtig und mit Bedacht impfen?

Generell gelten Impfungen, als direkter Eingriff in das Immunsystem des Tieres, häufig als Auslöser von autoimmunen Störungen wie z.B. Allergien. Zumindest erlebe ich dies in der Praxis bei überimpften Tieren regelmäßig.

 

Bei Katzen sollte man auch immer bedenken, dass neben den üblichen Impfreaktionen welche oft diskutiert werden immer noch das Fibrosarkom dazu kommen kann. Dies ist eine spezielle Krebsart, welche hin und wieder durch einen Zusatzstoff in den Impfstoffen ausgelöst wird. Dabei entwickelt sich an der Impfstelle ein bösartiger Tumor. Bei Hunden ist diese spezielle lokale Reaktion nicht bekannt.

 

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