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Mein Hund hechelt – endlich Zeit für eine Sommerschur?

Hunde schwitzen nicht so, wie wir Menschen es tun. Sie gleichen ihre Temperatur über die Pfotenballen und zum Großteil über Hecheln aus. Das wirkt auf uns oft sehr angestrengt und wir sind geneigt dem Hund Erleichterung verschaffen zu wollen, in Wirklichkeit ist das Hecheln für den Hund aber ein ganz physiologischer Vorgang. Anders als wir Menschen kann er dabei auch nicht hyperventilieren, denn er zieht die Luft gar nicht bis in die Lunge runter herein. Beim Hecheln bewegt der Hund die kühle Luft nur in der Luftröhre, dem sogenannten toten Atemraum, hin und her um für Verdunstungskälte auf den Schleimhäuten zu sorgen. Die Natur hat sich hier eine sehr effektive Klimaanlage ausgedacht. Deshalb bekommen Hunde in geschlossenen, heißen Räumen (z.B. einem Auto) schnell Probleme, denn die heiße Luft kühlt den Hund nicht mehr von innen ab und Schwitzen geht nicht.

 

Aufbau des Fells - verschiedene Felltypen

Generell unterscheidet man das Fell in Deckhaar und Wollhaar (Unterwolle), ein Deckhaar wächst oft über 6-8 Wochen und fällt dann aus. Bei einigen Rassen wachsen die Haare jedoch dauerhaft, diese werden oft gerne von Allergikern gehalten, weil sie kein Fell verlieren.

 

Es gibt unzählige Hunderassen und damit auch unzählige verschiedene Felltypen.

 

Grundsätzlich lässt sich die Fellstruktur in 6 Kategorien einteilen:

 

Stockhaar, Kurzhaar, Langhaar, krauses Haar (Wellhaar), Filzhaar und Rauhaar.

 

Unter Stockhaarrassen fallen alle Rassen die ein Doppelfell mit festem Deckhaar und weichem Unterwollkleid haben, diese werden dann nochmal aufgeteilt in Langstockhaar und Kurzstockhaar. Hier sollte abgestorbenes Fell durch regemäßiges Kämmen entfernt werden, da es im Deckhaar hängen bleibt.

Bei Kurz-Stockhaar-Hunden sind die Deckhaare nur etwa 3-4 cm lang, die Unterwolle ist nur minimal kürzer oder genauso lang. Ein typischer Vertreter hier ist der Husky.

 


Bei Lang-Stockhaar sind die festen Deckhaare etwa 5-10cm lang und meistens glatt oder nur leicht gewellt, die Unterwolle ist deutlich kürzer und kann unterschiedlich dicht sein. Typische Vertreter sind altdeutsche Schäferhunde und der Collie.

 


Yukis Langstockhaarkleid. In der Bürste ist die herausgekämmte Unterwolle zu sehen
Yukis Langstockhaarkleid. In der Bürste ist die herausgekämmte Unterwolle zu sehen

Kurzhaarrassen haben oft sehr kurzes, glattes Fell. Das 1-2cm lange Fell liegt eng am Körper an. Es kann eine dichte (Kurzhaar-Collie), eine dünne (Dobermann) oder auch gar keine (Whippet)  Unterwolle geben. Sie haben die einfachste Fellpflege, meistens ist hier kämmen nur im Fellwechsel nötig.

 

Langhaarrassen haben ein langes, meist glattes und sehr dichtes weiches Deckhaar von 7-20cm.  Auch hier kann die Unterwolle sehr dicht sein und zwischen dem Deckhaar wachsen (Bobtail). Es gibt aber auch Langhaarrassen mit deutlich kürzerer Unterwolle (Border Collie) oder die Unterwolle fehlt gleich ganz (Yorkshire Terrier). Hier muss oft gekämmt werden um Verfilzungen zu vermeiden, vor allem Dreck sollte man zügig entfernen.

 

Rassen mit krausem Haar oder Wellhaar haben immer langes Fell mit leichter bis starker Lockung. Manche Rassen haben keine Unterwolle und sind daher Allergikergeeignet (Wasserhunde), es gibt aber auch Rassen mit dichter Unterwolle (Bolonka Swetna). Manchmal sind Deckhaar und Unterwolle gleich lang oder die Rasse hat mehr Unterwolle als Deckhaar. Die Haare wachsen deutlich länger und fallen weniger aus, deshalb sollte man diese Rassen regelmäßig scheren.

 

Rauhaar oder Drahthaar ist sehr fest, wasserabweisend, harsch und meist mittellang. In der Regel haben diese Rassen ebenfalls 2 Fellschichten. Es gibt Rassen mit sehr dichter Unterwolle (Rauhaarteckel) und Rassen bei denen Unterwolle und krauses Deckhaar fast gleich lang sind (Terrier). Durch die Rauheit des Fells bleiben abgestorbene Haare oft im Fell hängen, deshalb sollten diese Rassen ebenfalls regelmäßig getrimmt werden. Dabei werden die abgestorbenen Haare aus dem Fell gezupft.

 

Filzhaarrassen haben eine lange, dicke Unterwolle welche stark verfilzt und sogenannte Filzschnüre oder Rastalocken (Komodor) entstehen lässt. Hier sollte regelmäßig ausgedünnt und entworren werden, damit die Haut atmen kann.

 

Bei Kastraten langerhaariger Rassen ändert sich die Fellstruktur übrigens häufig sehr stark, vor allem wenn sie zu einem ungünstigen Hormonstatus kastriert werden, dabei ist das Geschlecht egal. Das Deckhaar wird häufig viel dünner und kräuselig während die Unterwolle massiv zunimmt. Dadurch wird die Fellpflege erschwert, denn es gibt keine klare Abgrenzung der Fellschichten mehr und das Fell verfilzt viel leichter. Hier muss man häufiger kämmen und Verschmutzungen am besten sofort entfernen.

 

Fellwechsel & Fellverlust

Bei dem natürlichen Fellwechsel wechseln die Hunde eigentlich nur ihre Unterwolle durch, das Deckhaar wird ganzjährig alle 6-8 Wochen ausgetauscht. Die Unterwolle dient der Isolierung vor Hitze und Kälte und wird daher entsprechend angepasst. Dabei spielen weniger die Temperaturen, sondern mehr die Lichtmenge eine Rolle. Werden die Tage wieder länger, beginnt der Fellwechsel auf die Sommerfrisur, werden die Tage kürzer beginnt der Fellwechsel zum Winterfell. Tiere die wenig draußen und dafür viel in der Wohnung bei gleichbleibendem Licht und gleichbleibenden Temperaturen sind zeigen daher oft das ganze Jahr über einen stärkeren Fellverlust. Das sieht man vor allem bei reinen Wohnungskatzen häufig.

 

Beim Fellwechsel wechselt das Tier seine Wolle einmal komplett aus, das heißt also, dass nicht einfach im Frühling ein Teil ausfällt und im Herbst wieder dazu wächst. Es ist manchmal erstaunlich welche Fellmengen im Herbst aus so einem Sommerhund rauskommen können, ich staune jedenfalls jedes Jahr wieder aufs Neue. Im Frühling hingegen schockt mich inzwischen nichts mehr.

Während des natürlichen Fellwechsels sollte man dafür sorgen, dass die abgestorbene Unterwolle regelmäßig entfernt wird um Hautreizungen und Verfilzungen zu verhindern. Außerdem wird dann die Haut besser belüftet und kühlt den Hund ab. Dazu kann es auch helfen den Hund einmal zu baden und gründlich zu massieren, denn das fördert die Durchblutung und löst abgestorbenes Fell zusätzlich. Zur Unterstützung kann man in dieser Zeit gut ein gutes Lachsöl und Bierhefe füttern um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Die Zeit des Fellwechsels ist immer eine Herausforderung und kann eine Belastung für das Immunsystem sein, wenn das Tier unterversorgt ist. Vor allem bei Hunden die extrem viel Fell bilden müssen kann eine Unterstützung sinnvoll sein.

 

 

Verliert das Tier über das ganze Jahr hinweg stark sein Fell oder hat es sogar schon kahle Stellen, sollte man jedoch unbedingt einen Therapeuten drauf schauen lassen, denn dafür kann es unzählige Gründe geben, um nur ein paar davon zu nennen: Allergie, Parasitenbefall, Nährstoffmangel, Schilddrüsenerkrankungen, Morbus Cushing, Clipper Alopezie, etc.

Normale Fellpflege

Die normale Fellpflege richtet sich stark nach dem Felltypen des Hundes. Vergleichsweise wenig alltägliche Fellpflege brauchen Hunde mit Stockhaar, Kurzhaar, Drahthaar und Filzhaar. Hier ist nur im Fellwechsel vermehrtes Kämmen und Trimmen notwendig. Ich ernte z.B. immer Mitleid, weil jeder denkt Yukis Fellpflege wäre mordsaufwändig. Was viele nicht wissen ist, dass ihr Stockhaar so dankbar ist, dass ich sie oft nur alle 14 Tage mal 10-20 Minuten lang durchkämme (wenn sie all zu verstrubbelt aussieht) und ihr die Pfoten wieder freischneide (weil wir beide eitel sind). Einzig im Fellwechsel haben wir Beiden mehr zu tun.

 

Rassen mit Langhaar und Wellhaar haben einen höheren Pflegebedarf. Langhaarrassen sollten oft gekämmt, einige Wellhaarrassen regelmäßig geschoren werden. Auch Kastraten mit einem Kastratenfell müssen deutlich öfter gekämmt werden.

 

Dabei wird übrigens in der Regel die Unterwolle ausgekämmt, bei Rassen mit langen Deckhaaren kann es dabei nötig sein das Fell zu scheiteln und Strähnenweise zu kämmen. Deshalb sind auch nicht für alle Rassen die gleichen Werkzeuge geeignet, informieren Sie sich bitte daher genau darüber, welche Bürste für ihren Felltyp die Richtige ist. Das falsche Werkzeug beschädigt mit unter das Deckhaar statt nur die Unterwolle zu entfernen und warum das nicht gut ist erfahren sie gleich. Manchmal hilft es den Hund mit einer milden Fellseife zu waschen und gut zu massieren, so löst sich das lockere Fell schneller.

 

Bei manchen Hunden kann auch eine Kämmhilfe das Kämmen und die Akzeptanz beim Hund erleichtern und trockenes Fell zusätzlich nähren und so widerstandsfähiger machen. Besonders trockenes und stumpfes Fell langhaariger Hunde freut sich oft auch über eine Massage mit der Yuki Cares Fellbutter, diese versorgt auch gleich noch trockene Haut mit.

 

Welche Hunde sollte man scheren und welche sollte man lieber trimmen?

Es gibt nur einige wenige Rassen welche wirklich regelmäßig geschoren werden sollten. Dazu zählen die Wellhaarrassen welche ihr Fell kaum bis gar nicht natürlich verlieren, also eigentlich alle „Allergikerhunde“, dazu zählen z.B. der Pudel und der Shi Tzu.

 

Wellhaar Lui vor der Schur

Und Lui nachher


Einige Rassen sollte man nur trimmen, das bedeutet die lose Unterwolle von Hand herauszupfen, statt das Fell komplett abzuscheren, dazu zählen: West Highland Terrier, alle Spaniel und Setter, Jack Russel Terrier, Rauhaardackel, alle Schnauzer, rauhaarige Mischlinge, rauhaarige Terrier, kurz alle rauhaarigen Hunde und einige stockhaarigen Rassen.

Welche Hunde sollte man auf keinen Fall scheren und warum nicht?

Alle Rassen die besser getrimmt werden sollten, sollte man auf keinen Fall scheren, dazu kommen noch alle Stockhaar-, Langhaar- und Filzhaarrassen (abgesehen von Notschuren aufgrund von massivem Pflegerückstand, z.B. im Tierschutz). Sie sehen also, dass nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Hunderassen tatsächlich geschoren werden sollte, ein weit größerer sollte nur gezupft werden (das dauert oft deutlich länger und wird daher oft durch scheren ersetzt) und der größte Prozentsatz sollte in seinem Leben nur die Bürste und maximal eine Effilierschere zu Gesicht bekommen.

 

Aber Warum?

Das (längere und festere) Deckhaar schützt vor Regen, Wind, Dreck und auch der Sonne.

 

Die Unterwolle schützt vor Kälte und Hitze und regelt die Temperatur direkt auf der Haut, das kann sie aber nur wenn sie sauber und intakt ist. Sie bildet dann ein Luftpolster welches isolierend gegen Kälte und Hitze wirkt.

Im Winter ist die Unterwolle sehr dicht um die Belüftung und damit die Auskühlung geringer zu halten, im Sommer ist die Unterwolle nicht so dicht um eine Belüftung und damit Abkühlung der Haut zu ermöglichen. Daher sind auch eine lange Unterwolle und ein langes Deckhaar im Sommer sinnvoll, denn sie schützen die Haut vor Sonnenbrand und den Hund vor Überhitzung.

 

Wird ein solcher Hund geschoren, kann die Sonne die dann ungeschützte Haut leicht verbrennen und der Hund überhitzt schneller, weil ihm der natürliche Sonnenschutz fehlt. Dabei können die Kapillare, welche das Haar versorgen, so verbrennen, dass die Haarwurzeln absterben und auf Dauer kahle Stellen entstehen (Clipper-Alopezie). Dazu kommt, dass die Unterwolle oft schneller wächst als das Deckhaar, die Fellstruktur kann so auf Dauer verändert werden, wenn das Deckhaar kaputt gegangen ist.

 


Sie tuen ihrem Hund mit einer Schur also keinen Gefallen, wenn er zu einer der Rassen gehört, die besser nicht geschoren werden sollten.

 

Was mache ich bei diesen Hunden stattdessen?

  • Im Fellwechsel gründlich auskämmen
  • Baden & massieren um den Fellwechsel zu unterstützen
  • Regelmäßig die Unterwolle ordnen und entfilzen
  • Schattige Plätze anbieten
  • Genug Wasser bereitstellen
  • Hund hecheln lassen
  • Nicht zu viel Action, immer an die Temperaturen angepasst
  • An den See fahren 😊

Viel besser als Scheren :)

Also: Ich will nie wieder hören, dass ich meinen Hund scheren soll ;)

Franzi von Feingemacht zum Thema scheren:

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