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BARFEN - eine Wissenschaft für sich?

Barfen wird immer beliebter, doch was bedeutet das eigentlich für den Alltag? Hier zeige ich Ihnen wie wir diese Fütterungsform besonders einfach in unseren Alltag integriert haben.

Zuerst einmal zum Grundverständnis, denn oft gibt es leider Missverständnisse im Bezug auf das Barfen. Denn rohes Fleisch füttern ist nicht gleich "barfen". Das Missverständnis entsteht sicher aus dem Namen (Biologisch artgerechtes rohes Futter), denn der kann schließlich alles bedeuten.

Es gibt aber verschiedene Formen der Rohfütterung, die zwei bekanntesten sind das "preyen" und das "barfen".

Beim Prey füttert man komplette Beutetiere und sonst nichts dazu, hier werden also z.B. ganze Hühner oder Kaninchen mit Haut und Haar verfüttert, so wie der Wolf seine Nahrung fängt.

Beim Barf baut man das Beutetier prozentual nach, das bedeutet man füttert Fleisch, Knochen, Innereien, Fett und Gemüse getrennt und versucht in den einzelnen Mengen das typische Beutetier der Hundeartigen oder Katzenartigen nachzubauen, deshalb unterscheiden sich da auch die Zusammensetzungen bei Hundefutter oder Katzenfutter.

 

Das bedeutet aber auch dass einfach nur rohes Fleisch füttern oder Rationen von 50% Kartoffeln und 50% Fleisch kein barfen sind.

Wenn man seinen Hund barfen will sollte man sich also erst einmal mit der Materie auseinander setzen (gute Buchempfehlungen gibts hier) oder man holt sich einen Ernährungsberater dazu, der einem das Barfen erklärt und bei den ersten Berechnungen hilft. Vor allem wenn man sich noch unsicher fühlt ist das gut investiertes Geld. Damit spart man sich zum Beispiel viele unnötige Supplemente, welche man sonst vermutlich gekauft hätte. Hier können Sie sich auch gerne direkt an mich wenden.

Aber nun zum Barfen im Alltag

Zunächst einmal muss man ausrechnen, wie hoch der Tagesbedarf des Hundes ist. In der Regel spricht man von 2-3% des Körpergewichtes, das ist ganz vom Hund abhängig (Alter, Ernährungszustand, Aktivität).
Ich rechne mal am Beispiel Yuki vor. Yukis Idealgewicht liegt bei 20kg, die sie aktuell auch hat. Ihr Tagesbedarf, den wir ausgetestet haben, liegt aktuell bei 2% dieser 20kg, das sind 400g Futter täglich.

Dieser Futterbedarf wird nochmals aufgeteilt. 80% des Futters sollten aus Fleisch bestehen (320g bei Yuki) und 20% aus Obst und Gemüse (80g).
Das Fleisch wird aufgeteilt in ca. 20% fleischige Knochen (60g), 10% Innereien (40g) und 70% durchwachsenes Muskelfleisch oder grüner Pansen/Blättermagen (220g).
Der Gemüseanteil wird aufgeteilt in 70% Gemüse (60g) und 30% Obst (20g)

 

 

Fleisch bestellen oder anderweitig einkaufen

Yukis Fleisch bestelle ich meist Online, wie ihr sehen könnt dieses Mal bei Barfers Wellfood, die haben einfach viel stückiges Fleisch, welches ich gerne fütter weil es besser verdaulich für Yuki ist. Die knapp 20kg die dann für 2 Monate reichen taue ich einfach in der Dusche auf. Wichtig ist die Packung anzupieksen, damit das Fleisch nicht unter Vakuum auftaut.

Gemüse zubereiten

Gemüse, dass zu fest ist um es roh zu pürieren (ich arbeite mit einem Mixer, ein Thermomix schafft eigentlich auch alles roh) oder Gemüsesorten, die nur gekocht gefüttert werden sollen, schmeiße ich für 20 Minuten in meinen Dampfgarer.

Kochen geht natürlich auch, in diesem Fall sollte wenig Wasser verwendet und dieses dann im Anschluss mit gefüttert werden.


Dieses Mal gibts Fenchel, Zucchini, Spinat, Salat und Himbeeren.

Portionieren

Angefangen hatten wir mit dem Portionieren in Tüten, das ist jedoch sehr lästig (jede Tüte abreißen, aufkrempeln, zuknoten und dann unsagbar viel Müll).

Deshalb portioniere ich nun seit einem Jahr in Dosen (Lidl hat da immer mal wieder gute Angebote, viele nehmen auch Ikea oder schauen bei Ebay).

Ich habe 2 Dosengrößen. Einmal Standard wo die normale Tagesration gut reinpasst und einmal doppelt so groß für große Knochen oder Fleischstücke.

Zu Beginn wiege ich mir immer ungefähr die Menge einmal ab um ein Gefühl dafür zu haben wieviel in die Dose muss. So geht meine Gesamtmenge passend auf ohne dass ich hinterher noch etwas übrig oder in einigen Dosen gar nichts habe. Es ist nicht nötig alles aufs Gramm genau abzuwiegen, denn ich habe ja die Gesamtmenge für 60 Tage besorgt und befülle 60 Dosen. Da bekommt Yuki halt mal an einem Tag etwas mehr als am nächsten, aber über die Zeit ist sie richtig versorgt.

Zum Portionieren benutze ich gerne Gummihandschuhe. Nicht weil ich fies vor dem Fleisch bin, sondern weil meine Hände dann nicht tagelang nach Blut und Pansen riechen. Denn ich habe mir abgewöhnt Löffel zum portionieren zu benutzen. Die werden nur dreckig und verschmieren dabei noch die halbe Küche. Denn gerade Innereien und Fett sind sehr schmierig.

Innereien gibts bei uns übrigens als gewolften Mix weil Yuki Innereien am Stück akribisch aussortiert, sie mag halt keinen Glibber im Napf. Als Mineralien- und Vitaminlieferant sind sie aber unerlässig.

 

Man gewöhnt sich übrigens an Konsistenz und Geruch ;)


Von links nach rechts: Gemüsemischung, fleischige Knochen, Innereienmix, Fleisch/Pansen/Fisch.

Nur noch das Fett fehlt auf den Bildern.

Die unterschiedlichen Farben zeigen mir, was in welcher Dose ist. So kann ich täglich entscheiden was es zu futtern gibt.

In diesem Fall ist in den grauen Dosen Lachs (Yukis absolutes Favorite), in den grünen Fleisch oder Pansen und in den pinken sind auch noch Sprotten mit dabei.

Selbstverständlich habe ich dabei sehr aufmerksame Hilfe ;)

Ein großer Unterschied zum Fertigfutter ist natürlich der Platzbedarf im Tiefkühlschrank. Yuki hatte hier einen liebevollen großzügen Spender und darf einen ganzen Gefrierschrank ihr eigen nennen.

Hin und wieder darf ich aber auch mal mein Tiramisu darin parken :)

Reinigung

Gerade wo jetzt wieder durch die Medien geisterte wie verkeimt Barf-Fleisch ist (btw: Mett ist viel Schlimmer, da sind nur die Werte nicht so streng wie für Hundefutter), spielt die Hygiene natürlich eine wichtige Rolle.

Ich nutze Plastikbrettchen und Keramikmesser, denn beides kann problemlos in die Spülmaschine und wird damit vernünftig desinfiziert. Außerdem schafft ein Keramikmesser sogar Pansen, was sonst echt ein Kampf sein kann.

Die Arbeitsplatte reinige ich auch mit heißem Wasser und Seife.

 

Was ist täglich noch zu tun?

Bei diesem Video wurden Gemüse und Fleisch getrennt eingefroren, zusammen eingefroren braucht man dann nur eine Dose.

Die dreckige Dose wandert danach einfach in die Spülmaschine.

 

Die Zusätze sind übrigens alle bis auf die Lachsölkapseln für Yukis Gelenke, ein gesunder Hund benötigt sie nicht.

 

Natürlich gibt es unzählige andere Arten das Barfen in seinen Alltag zu integrieren, das hängt auch mit der täglich benötigten Futtermenge, der individuellen Verträglichkeit, dem vorhandenen Platz und den persönlichen Vorlieben zusammen.

 

Das Vorportionieren ist für uns optimal, weil Yuki so voll flexibel ist wo sie frisst. Es gibt einfach eine Dose mit.

 

Das Portionieren braucht alle 2 Monate etwa 2 Stunden Zeit, der tägliche Aufwand besteht dann aus füttern und daraus eine neue Dose zum auftauen in den Kühlschrank zu stellen.

Wer kann diesem Blick schon wiederstehen?

 

Heute gabs ein großes Stück Rindfleisch, Innereien vom Rind, einen Entenhals und den Gemüsemix von oben. Außerdem ein Probiotikum (das weiße Pulver, Yuki hatte zuletzt etwas Probleme mit ihrem Immunsystem) und 2 Lachsölkapseln.

Bei mir in der Wohnung hat sich die Fütterung auf einem Tablett und Handtuch bewährt. Yuki hat gelernt größere Sachen auf dem alten Handtuch zu knabbern. Die Handtücher wandern zusammen mit den anderen Hundehandtüchern einfach regelmäßig bei 90°C in die Waschmaschine.


Buchtipps

Super für Anfänger, weil es alles detailliert erklärt und auch alltägliche Fragen beantwortet:

Das Barf-Buch - Nadine Wolf

 

Die Grundlagen des Barfen, kurz und dennoch gut erklärt:

Die 3 Broschüren von Swanie Simon

Fleischtipps

Lokal hier und daher oft in lokalen Barf-Shops zu kriegen, Fleisch in guter Qualität, leider oft gewolft:

http://www.heimtiernahrung-vettweiss.de/15532/home.html

 

Ebenfalls lokal, Fleisch aus deutscher Haltung und von guter Qualität:

Fressbar(f) in Jülich am Marktplatz: www.fressbarf.de

 

Viel stückige Sorten von guter Qualität, versandkostenfrei ab 20kg:

www.barfers-wellfood.de

 

Ebenfalls gute Qualität und großes Angebot, versandkostenfrei ab 19€ und 7kg:

www.haustierkost.de

 

Bitte nicht:

Dibo Frostfleisch welches es häufig in größeren Tierläden gibt.

Terra Canis BARF-Menüs - die Aufteilung hat mit BARF nichts zu tun.

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Kommentare: 1
  • #1

    Gustav Sucher (Montag, 10 September 2018 08:41)

    Wenn ich das richtig verstehe ist Barfen alles was ein Raubtier essen würde? Mein Onkel hat einen Hund und ich wollte mich mal informieren, was ich ihm für seinen Hund schenken kann. Daher ist dieser Artikel sehr interessant zu lesen. Danke dafür!