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"BARF-Profil" - sinnvoll oder Quatsch?

Katrin wird immer mal wieder gefragt, ob ob es nicht Sinn macht ab und zu mal ein Barf-Profil zur Kontrolle machen zu lassen. Es gibt sogar Tierärzte manchmal mehr oder minder dringend dazu, vielleicht aus eigener Unsicherheit.

 

Seltsam, dass das nicht bei Hunden empfohlen wird die mit Fertigfutter gefüttert werden, denn auch hier gibt es doch große Qualitätsunterschiede. Katrin hat das bei mir jedenfalls noch nie machen lassen und ich erkläre auch gerne warum:

 

Meistens werden Calcium, Phosphat (anorganisch), Kupfer, Zink, Jod (gesamt), Vitamin A und Vitamin D3 gemessen.

 

Das Labor IDEXX schreibt dazu übrigens selbst: "Das BARF-Profil stellt ein Momentaufnahme dar. Aussagen über die mittel- und langfristige Nährstoffversorgung von Hund und Katze lassen sich nur durch eine Rationsberechnung treffen."

 

Aber schauen wir uns doch mal die einzelen Werte genauer an:

 

Calcium, bei dem die meisten Unerfahrenen Angst haben, dass es zu kurz kommt:

Der Calciumspiegel im Blut ist immer konstant, denn er wird über verschiedene Mechanismen sehr streng reguliert. Die Knochen speichern das Calcium und bei einer Unterversorung wird dieses dann durch verschiedene Prozesse auf den Knochen ins Blut abgegeben und es findet eine Demineralisierung der Knochen statt.
Mit anderen Worten: einen Calciummangel sieht man nicht im Blutwert sondern auf einem Röntgenbild.
Wenn im Blut schon ein Calciummangel nachweisbar ist wäre es schon allerhöchste Eisenbahn, bei einer ausgewogenen Barfmahlzeit kommt es jedoch niemals so weit.

 

Phosphat (anorg.)

Nicht ganz so streng reguliert wie der Calciumgehalt ist der Phosphorgehalt im Blut  Bei einer Rohfütterung ist eine Unterversorgung jedoch so gut wie ausgeschlossen, da Fleisch naturgemäß viel Phosphor enthält. Ein zuviel hingegen wird über den Urin ausgeschieden, hier müsste man also eher im Urin untersuchen als im Blut. Leider gibt es aber gar keine sinnvollen Referenzwerte für roh gefütterte Hunde.

 

Kupfer

Kupfer wird in der Leber gespeichert und auch nur bei Bedarf ins Blut abgegeben, sodass auch hier der Wert recht konstant ist und man bei einer Analyse auch nur einen kleinen Eindruck bekommt. Um eine Aussage über die Kupferversorgung machen zu können müsste man also eigentlich eine Leberbiopsie machen. Das macht man aufgrund des großen Aufwandes und den damit verbundenen Risiken jedoch nicht.

 

Zink

Der Zinkgehalt im Blut ist sehr variabel, denn er wird von vielen Faktoren bestimmt und ein veränderter Zinkwert kann auch immer ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein. Zink wird im Knochen und der Leber gespeichert und um hier den Zinkstatus im Körper wirklich beurteilen zu können müsste man eine Leber- und Knochenbiopsie machen. Aus den oben genannten Gründen ist das wenig sinnvoll.

 

Jod (gesamt)

Der Jodgehalt im Blut ist generell hinsichtlich der Versorgung des Hundes nicht aussagekräftig und mit Vorsicht zu genießen, darauf weisen sogar die Labore hin. Hierzu müsste eine 24h Urin-Sammelprobe durchgeführt werden, wie man es in der Humanmedizin macht. Als Alternative kann man die Schilddrüsenwerte überprüfen lassen um zumindest eine Aussage machen zu können, ob das Organ, welches am meisten auf eine richtige Iodversorung angewiesen ist, gut funktioniert.

 

Vitamin A

Der Vitamin A Spiegel im Blut eines Hundes schwankt deutlich mehr als bei vielen anderen Tierarten. Dazu sind wir Hunde gegenüber einer Vitamin A Überversorgung erheblich toleranter als zum Beispiel der Mensch. Auch Vitamin A wird in Teils großen Mengen in der Leber gespeichtert, weshalb man auch hier diese biopsieren müsste um eine wirkliche Aussage machen zu können.

 

Vitamin D3

Prinzipiell kann die Vitamin D3 Versorgung des Hundes durchaus mit dessen Blutspiegel beurteilt werden. Allerdings wird dabei nicht die Konzentration des aus Pflanzen stammenden D2 berücksichtigt, das eine annähernd gleich große Wirkung beim Hund hat. Es wird also wieder nur ein Teil untersucht.

 

Dazu kommt, dass die allermeisten Referenzwerte nicht bei roh-gefütterten Hunden genommen wurden und oft sogar nur untersucht wurde welcher Gehalt nicht schädlich ist. Nicht aber welcher optimal für die Gesundheit des Tieres ist. Daher passen gebarfte Hunde oft von Hause aus schon nicht ins Profil, denn die Referenzwerte basieren auf weniger natürlich ernährten Tieren.

 

Unterm Strich macht es also eigentlich keinen Sinn ein sogenannten Barf-Profil prophylaktisch machen zu lassen um eine Versorgung des Hundes zu machen. Hier macht ein Speicheltest deutlich mehr Sinn.
Eine Blutuntersuchung sollte man nur bei Verdacht machen lassen und dann kann man genau die Parameter untersuchen lassen, die der Therapeut für seine Diagnose braucht.

 

Eure Yuki

 

 

Quellen:
Meyer / Zentek, "Ernährung des Hundes", 6. Auflage, 2010, Kapitel 4
http://www.idexx.de/…/te…/innovative-tests/barf-profile.html

 

 

 

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